Frühstück & Besichtigung MLB in Bad Leonfelden

„Kreislaufwirtschaft“ und „Raus aus der Vergleichbarkeit“ sind zwei Schlagworte, die uns bei der Führung durch die Mühlviertler Landbäckerei ständig begleiten. Und man spürt sie in den Erzählungen von Betriebsleiter Johannes Ranetbauer und Geschäftsführer Christoph Filipp. Denn die Begeisterung für das traditionelle, ehrliche Bäckerhandwerk liegt den beiden nicht nur auf der Zunge, sondern auch tief im Herzen.

Am Samstag, den 4. November trafen sich einige Mitglieder des Wirtschaftsbundes Gramastetten mit ihren Familien in der Mühlviertler Landbäckerei zum gemeinsamen Frühstück. Schon beim Betreten des Gebäudes spürt man, dass hier etwas anders ist. Die Einrichtung ist stimmig, ein offenes, freundliches Gesamtkonzept, bei dem wirklich an alles gedacht wurde. Sogar für die Kinder gibt es nicht nur eine Spielecke, sondern einen ganzen Spielraum, bei dem man selbst nochmal gern zum Kind werden möchte.

Immer wieder entdeckt man Werkzeuge und Geräte, die an das Bäckerhandwerk vergangener Zeiten erinnern. An den Wänden der Schaubäckerei ist die Geschichte des Betriebes bildlich dargestellt. Zwischen den einladenden Sitzgelegenheiten gibt es immer wieder „Hot Spots“, an denen die Getreidesorten oder das Handwerk näher gebracht werden.

Das absolute Highlight ist wohl der Blick in die Backstube. Durch große Glasflächen kann man in die Backstube hineinschauen und den Bäckern und Bäckerinnen bei ihrer täglichen Arbeit über die Schulter schauen. Säcke mit Fertigmischungen sucht man hier vergeblich.

Gemeinsam frühstücken & backen

Die Frühstückskarte ist reichhaltig, vielfältig und äußert kreativ – es war wirklich für jeden Geschmack etwas dabei. Das Personal war freundlich und sehr zuvorkommend. Gut gestärkt ging es dann ins Brot-Kino. Dort wurden wir von Geschäftsführer Christoph Filipp und Betriebsleiter Johannes Ranetbauer begrüßt und über den Ablauf der ca. 90-minütigen Führung informiert.

Danach ging es direkt in die „Kundenbackstube“. In der eigens dafür errichteten „Brösel-Werkstatt“ zeigt uns Betriebsleiter Hannes, wie man Flesserl & Brezen formt. Zwischendurch gibt es Infos über den Unterschied zwischen einem echten Bäckersemmerl und einem Semmerl aus der Backbox. Schnell wurde uns klar, warum das Brot und Gebäck beim Discounter so billig ist und beim Bäcker einfach mehr kostet.

Zurück im Brotkino erzählte uns Geschäftsführer Christoph Filipp mehr über die Geschichte und Philosophie der Mühlviertler Landbäckerei.

Geschichte Bäckerei Pammer & Bäckerei Filipp

Bereits in den 40er Jahren wurde die Bäckerei Pammer in Bad Leonfelden gegründet. In den 60er Jahren folgte die Gründung der Bäckerei Filipp in Walding. Im Jahr 2000 fusionierten die beiden Betriebe, weil sich für die Bäckerei Pammer kein Nachfolger fand. Spannend war, dass der Opa von Christoph der erste Lehrling von der Bäckerei Pammer war. 2020 erfolgte der Neubau des zentralen Produktionsstandortes in Bad Leonfelden mit Schaubäckerei, Drive-In, Gastrobetrieb und eine kleinen Brot-Brauerei.

Glas für mehr Transparenz

Auch die Gestaltung des Firmengebäudes soll die Transparenz des ursprünglichen Handwerks widerspiegeln. Christoph Filipp ist es wichtig, dass ehrliche, gute Produkte den Betrieb verlassen, die weder mit Fertigrohstoffen wie Tetrapack-Ei noch mit Chemie in Berührung kommen.

Er erzählt uns von den Zusammenhängen mit Allergien und den verwendeten Chemikalien, die meist in den Fertigmischungen und Discounter-Produkten und Großbäckereien zu finden sind. Es wäre natürlich einfacher, auf Backmischungen von der Industrie zurückzugreifen, da die herkömmliche Produktion aufwändiger und fehleranfälliger ist. Jedoch liegt es Christoph und Hannes sehr am Herzen, dass gesundes, traditionelles Brot und Gebäck mit regionalen Zutaten in der MLB Backstube gefertigt werden.

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  • Aktuell 108 Mitarbeiter inkl. Auszubildende und Gastronomie-/Handelsangestellte.
  • 90 % der Produkte werden in der Bäckerei handgemacht.
  • Handwerk ist individuell – jedes Gebäckstück ist einzigartig!
  • ca. 1.000 kg Brot und 10.000 Stück Gebäck werden am Tag produziert.
  • Wusstest du, dass nur noch 8% direkt beim Bäcker einkaufen? Dazu gehören auch die wenigen traditionellen Bäcker, die in Einkaufszentren vertreten sind.

Was passiert mit dem Brot & Gebäck, dass nicht verkauft wird?

In Wien wird täglich soviel Brot weggeschmissen, womit ganz Graz täglich versorgt werden könnte. Das sind Mengen, die man sich nicht vorstellen kann. Die Frage, die sich jeder Konsument stellen muss ist: Was kann ich dazu beitragen, dass weniger Lebensmittel weggeschmissen werden?

Folgende Fragen / Gedankenanstöße könnten dir da beim nächsten Einkauf helfen:

  1. Brauch ich wirklich bis zum Ende der Öffnungszeiten noch das volle Sortiment?
  2. Wenn ich den traditionellen Bäcker im Ort haben will, sollte ich diesen auch mit meinem Einkauf unterstützen.
  3. Warum kann der Discounter / Großbäcker das Brot und Gebäck um so viel billiger verkaufen? (Stichwort: Backmischungen, Kalkulation von Überproduktion, …)
  4. Was macht das günstige Brot und Gebäck langfristig mit meinem Darm und meiner Gesundheit?

Die Retourware bzw. Ware, die bei der Mühlviertler Landbäckerei weggeschmissen wird, ist weit unter dem Branchenschnitt. Denn auch hier wird überlegt, wie man in eine Kreislaufwirtschaft gehen kann. Es wird sehr gezielt kalkuliert, was täglich gebraucht wird. Weiters wird aus einem Teil Semmelbrösel und Semmelwürfel produziert. Nur dürfen diese lt. Gesetzgeber nur aus Semmeln produziert werden, die das Haus nicht verlassen haben. Ein Teil des „alten“ Brotes wird wieder zum Brotbacken verwendet. Aber auch hier ist es nur ein kleiner Teil.

Mit dem Rest der „Altware“ wird die Biogasanlage beliefert, damit das Brot nicht einfach im Restmüll landet. Christoph erzählt uns, dass der Betrieb für die Entsorgung in der Biogasanlage bezahlen muss, er es aber für sinnvoll hält, dass aus der Altware wieder etwas Neues entsteht. Die Philosophie der Kreislaufwirtschaft wird hier zu Ende gedacht.

Bedienungslose Konsequenz in der Qualität

Ein einfaches Produkt aus Mehl, Wasser, Salz, Gewürzen und Hefe. Ein Grundnahrungsmittel, das uns seit Jahrtausenden ernährt. Wie viele unserer Lebensmittel ist es im Laufe der Zeit zu einem Nahrungsmittel geworden, das seinen Zweck erfüllt. Die Frage ist nur, ob es uns noch mit „Leben“ versorgt, uns Kraft und Energie gibt oder ob es uns einfach nur satt und im schlimmsten Fall krank macht.

Bei der Führung durch die Mühlviertler Landbäckerei spürt man, dass die Mehlhandwerker für die traditionelle Zubereitung einstehen: Regionale, hochwertige Zutaten mischen, kneten und rasten lassen. Für das Rasten ist bei vielen Herstellern keine Zeit mehr. Dabei wäre gerade das Rasten so wichtig, um gute Qualität liefern zu können. Und das nicht nur beim Brot 😉

Wir sagen vielen Dank lieber Christoph und Hannes für den großartigen Einblick, für die Momente der Einsicht und für den Mut, den unbequemeren Weg zu gehen! Alles Gute für die Zukunft und wir hoffen, dass wir eure Philosophie und eure Werte mit dem Kauf eurer Produkte sowie dem Weiterempfehlen eurer Führung etwas teilen können.